Anton Mayer
Handelsangestellter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Anton Mayer wurde am 7.2.1923 in Krems geboren. Er war Handelsangestellter in Wien.
Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes, Herstellung von Druckschriften
Anton Mayer war Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes. Er war an der Herstellung von Druckschriften beteiligt,
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 24. 2. 1942 wurde Anton Mayer verhaftet und am 23. 9. 1943 in Krems gemeinsam mit Johann Neubauer, Franz Reingruber und Bruno Morawitz (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 22.10.43 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus der Anklageschrift vom 4. 8. 1943
„Im August 1941 wurde Mayer schliesslich noch zur Mitarbeit bei der Wehrmachtszersetzung herangezogen. Die auf diesem Gebiet maßgeblich tätige Funktionärin Leopoldine Kovarik (…) die dem Angeschuldigten Mayer schon seit Jahren als überzeugte Marxistin bekannt war, übergab ihm damals eine Abschrift eines von ihr verfassten Briefes, der für deutsche Wehrmachtsangehörige bestimmt war. Sie forderte ihn auf, Abschriften dieses Briefes herzustellen und an sechs Wehrmachtsangehörige zu versenden, deren Feldpostanschriften ihm gleichfalls übergeben wurden. Mayer führte diesen Auftrag aus und stellte außerdem der Kovarik noch 100 Bogen Papier zur Verfügung. In diesem Brief wird behauptet, dass die Verzweiflung der Heimat von Tag zu Tag steige, dass Frauen, deren Männer und Söhne gefallen seien, wider ihren Willen dienstverpflichtet würden und die Bevölkerung allgemein den Krieg verfluche. Die amtlichen deutschen Nachrichten werden in diesem Brief als Lügenpropaganda bezeichnet, während die russischen Verhältnisse als vorbildlich hingestellt werden (…) Außerdem wird in dem Brief die Ansicht vertreten, dass Deutschland die Sowjetunion überfallen habe, diese aber trotzdem siegen werde. (…) schließt das Schreiben mit der Aufforderung: ’(…) Ich bitte dich, hilf mit Schluss zu machen mit den Massenmorden. Nicht die Rote Armee ist der Feind, sondern der Feind steht im eigenen Lande. Die Machtgier der Deutschen und übrigen Kapitalisten! Weigert euch zu sterben für den Profit der Reichen. Verbrüdert euch mit allen Völkern der Welt, die der Kapitalismus mit Blut und Waffen niederhält. Dies ist der Weg zum Frieden!‘“
Gedenktafel
Seit 1954 ist eine von der KPÖ gestiftete Gedenktafel auf der städtischen Wohnhausanlage in Wien 10 (Quaringasse 16; George Washington-Hof, Stg. 11) angebracht.
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien